Kulturhistorisches Zentrum Westmünsterland „kult“ in Vreden
Museum und Sonderausstellung, Stadt- und Kreisarchiv, wissenschaftliches Institut, Kreiskulturverwaltung, Pädagogik, Veranstaltung, Touristeninformation, Cafe
Wettbewerb: | 2013 | |
Fertigstellung: | 2017 (1.BA) 2018 (2.BA) | |
BGF: | 6.285 m2 | |
Bauherr: | Kreis Borken, Stadt Vreden | |
Fotografie: | Brigida González |
Die mittelalterliche Stadtansicht Vredens, eine kleinteilige Stadtstruktur mit Kirchen, begrenzt durch Stadtmauer und Graben wird durch das Kulturzentrum mit seinem gefalteten Dach bis zur Kulturachse und zum katholischen Stiftsgelände weitergeführt. Die historische wie räumliche Zweiteilung in Stift und weltliche Stadt ist für Vreden prägend und wird im Gebäude und in der Ausstellung thematisiert: Die zentrale Treppe führt vom Foyer ins Obergeschoss zum weltlichen Ausstellungsteil und gibt den Blick auf die Berkelaue frei. Die Treppe führt weiter, mit Blick über das Atrium, ins zweite Obergeschoss. Hier befindet sich der kirchliche Teil der Ausstellung, es eröffnen sich Blicke auf das Stiftsgelände mit seinen Kirchen und Freiflächen.
Dreh- und Angelpunkt des Gebäudes an der Kreuzung von städtischer Kulturachse und interner Erschließung ist das Foyer. Um diesen Knotenpunkt reihen sich, neben den Ausstellungsflächen auch die zum Museum gehörenden öffentlichen Funktionen: Veranstaltungsraum, Stadtmarketing und Shop, die sich Richtung Vorplatz und Stadt wenden, sowie das Café mit seiner Terrasse in Richtung des südlich gelegenen Stadtgrabens.
Die Integration von Bestandsbauten des 14. und 16 Jahrhunderts und der 1970er und 80er Jahre bestimmt die Artikulation des Ensembles, bei dem jedem Funktionsbereich ein strukturell passendes Bauteil zugewiesen ist. Dies ermöglicht ein geringes Maß an baulichen Eingriffen, sowie geringe Überschneidungen unterschiedlicher Klimazonen.
Während die Bauteile des 20sten und 21sten Jahrhunderts einheitlich mit einer zweischaligen Klinkerhülle überzogen wurden, erhielten die denkmalgeschützte Bauten eine Innendämmung aus Lehmbausteinen.
Um den Entwurfsgedanken eines Nebeneinanders von verschiedenen Häusern, die wie eine gewachsene Struktur das Kulturzentrum bilden, zu erhalten, bleiben die Bauteile durch Versätze ablesbar und wurden durch unterschiedliche Ziegelbrennungen mit subtil abweichenden Schattierungen voneinander differenziert. Auch wurden Fassadendetails aus den Ursprungsbauten, wie die Fertigteile der 1970er Jahre oder die Gesims- und Pilasterausbildungen der 1980er Jahre übernommen und neu interpretiert. So entstand ein Gebäudekomplex der sowohl als „Ensemble von Gebäuden“ wie auch als großes zusammenhängendes Zentrum gelesen werden kann.
Von außen fügt sich das Kulturzentrum mit seiner kohlegebrannten Ziegelfassade eines lokalen Ziegelwerks natürlich in die Umgebung ein, während sich innen die Tragstruktur in Stahlbeton mit sägerauer Bretterschalung zeigt. Am Anfang und Ende der Zentrumsachse umrahmen lebendige, gelb ausgekleidete Einbauten die Stützen und Pfeiler, sie stehen im frischen Kontrast zu den anderen Oberflächen, und binden die beiden Empfangsbereiche von Museum und Archiv über die lange Zentrumsachse hinweg zusammen.
Zentrale Öffnungen wie Atrium und Innenhof belichten und gliedern die Räume in unterschiedliche Zonen, sie erleichtern zudem die Orientierung innerhalb des Zentrums.