Wohnen ohne Auto
Mehrfamilienhaus / Baugemeinschaft
Planung: | 2014 | |
Fertigstellung: | 2017 | |
Wohnfläche: | 955 qm in 15 Wohnungen | |
Baukosten: | 2,2 Mio. Euro | |
Bauherr: | Baugemeinschaft |
Das Bauvorhaben Wohnen ohne Auto basiert auf einer Initiative, die durch den Verzicht auf ein Auto sowohl nachhaltiges als auch kostensparendes Wohnen in der Stadt verfolgt. Die für Gäste nachzuweisenden Stellplätze wurden in einem nahe gelegenen Parkhaus erworben und mit Carsharing belegt.
Aus dem Wohnflächenbedarf der Kernbaugruppe wurde ein tragendes Schottenraster entwickelt, das an den Rändern große Wohnungen im Zentrum kleinere Einheiten vorsieht, und eine flexible Grundrissgestaltung innerhalb der Einheiten mit Trockenbauwänden erlaubt. Durch das strenge Raster, und die übereinander liegenden Versorgungskerne wurde kostensparend und dennoch flexibel geplant. Die Flexibilität zeigt sich an den komplett unterschiedlich gestalteten Grundrissen trotz gleicher Grundflächen. Dies ermöglichte eine große Identifikation der Bewohner mit ihren Wohnungen und ihrem Gebäude, das jeder Bewohner geprägt und beeinflusst hat. Auch können einzelne Wohnungen wieder in 2 Wohnungen aufgeteilt werden. Neben den Effizienzgedanken, die das Projekt prägten, unterstützt vor allem der Umgang mit Licht, Material und Form die Wohnqualität des Gebäudes. Die über die ganze Fassade verteilten, nach Süden gerichteten Erker gewähren auch den mittig liegenden Wohnungen neben der Ost-West Belichtung den Blick Richtung Süden und Sonneneinstrahlung aus drei Himmelsrichtungen. Ebenso umarmt der Wohnraum die großzügigen Balkone und Terrassen und erweitert hierdurch nicht nur die Wohnfläche nach draußen, sondern gewährt auch einen windgeschützten Bereich und Privatheit im Außenraum.
Zusammen mit drei weiteren Baugemeinschaften bildet das Gebäude einen Block, der an drei verschiedene Grünräume anschließt: an den bestehenden Grünzug, an einen kleinen Quartiersplatz und an den Innenhof. Die eher geschlossenen Fassaden zum Blockäußeren und zum öffentlichen Raum sollen zusammen mit den anderen Gebäuden auf dem Baufeld zur Bildung eines städtischen Blockcharakters beitragen. Richtung Westen zum Innenhof, einem halb-privaten Raum, öffnet sich das Gebäude hingegen mit seinen Erkern, Balkonen und Terrassen, und verzahnt sich hierdurch mit dem landschaftlichen Strukturen. Eine weitere Verknüpfung des Neubaus mit dem vorstädtischen Umfeld entsteht durch das Durchbinden der Erschließung vom Quartiersplatz über den Innenhof zum Grünzug. Durch das Anbinden der Gebäudeerschießung an das öffentliche und private Wegesystem von Innenhof und Grünzug verwebt sich der Bau mit dem Umfeld und versucht hierdurch die Beziehungslosigkeit des Neubaugebietes zu überwinden und zur Belebung der öffentlichen Flächen beizutragen.
Letztlich wurde nach einem langen Planungsprozess ein vielseitiges Gebäude geschaffen, das von den Wurzeln des Autofreien Ansatzes, über eine energieeffiziente Bauweise mit angemessenem Maß und Mitteln, bis hin zur Spezifik und Flexibilität jeder einzelnen Wohnung eine dauerhafte, freudvolle und gemeinschaftsorientierte Nutzung durch verschiedene Altersgruppen ermöglicht. Seine Vision ist es eine alltagstaugliche Referenz zu bilden, die eine Balance sucht zwischen den ökologischen, ökonomischen, partizipativen und gestalterischen Aspekten des Bauens.